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Die Geschichte des Deutschen Klubs in den Niederlanden

1850 bis Zweitgründung im Jahre 1955

Der Deutsche Klub in den Niederlanden darf mit Stolz für sich in Anspruch nehmen, eine der ältesten deutschen Vereinigungen in Europa zu sein. Bereits lange vor dem Entstehen des Deutschen Reiches im Jahre 1870 fanden sich Angehörige aller deutschen Staaten, Adelige und Botschafter von Preussen, Hannover, Sachsen-Weimar, Württemberg und andere in Den Haag zu einem “Deutschen Verein” zusammen. Wir können davon ausgehen, dass dies um das Jahr 1850 geschah. Unterlagen aus dieser Zeit stehen jedoch nicht zur Verfügung. Auch die einschlägigen Archive in den Niederlanden sowie in Deutschland geben darüber keinen Aufschluss.

 

Den ersten authentischen Hinweis auf die Existenz eines Deutschen Vereins finden wir in dem Buch “Die Geschichte der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Den Haag” von Paul von Tschudi, der übrigens von 1926 bis 1934 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Vereine in den Niederlanden war. In der 1932 erschienenen Ausgabe heisst es auf Seite 223, dass im Jahre 1856 Mitglieder des Deutschen Vereins unter der Leitung des Grafen C. van Bylandt die Deutsche Evangelische Gemeinde im Haag gründeten.

 

Ein weiterer Hinweis findet sich in der Festschrift von drs. Karl-Ernst H. Hesser “100 Jahre Deutscher Hilfsverein in Amsterdam” . Dort lesen wir, dass 1882 ein Ausschuss von elf Mitgliedern, die dem “Deutschen Verein” angehörten, einen Aufruf an die in Amsterdam lebenden Deutschen richtete “… um den hier wohnenden Deutschen das Werk der Mildtätigkeit an Hilfe suchenden Landsleuten zu erleichtern und besonders darauf hinzuarbeiten, dass die Hilfe nur solchen, die sie verdienen, zukommt” (Jahresbericht 1883).

Wie vielfältig das deutsche Vereinsleben einstmals in den Niederlanden war, lässt sich noch am ehesten anhand eines Plakats aus dem Jahre 1928 verdeutlichen. Angefangen vom „Deutschen Gesangs- und Vergnügungsverein FIDELIO“ in Amsterdam bis hin zum „Deutschen Turn- und Ruderverein“ in Rotterdam war alles gründlich durchorganisiert. Im Jahre 1937 wurden dann alle deutschen Vereine dazu verplichtet, Mitglied in der „Reichsdeutschen Gemeinschaft“ zu werden, bis sie dann alle zwangsaufgelöst wurden.

 

Heute leben in den Niederlanden – laut Angaben des Statistischen Zentralamtes – 354.000 Personen deutscher Herkunft (Stand: 1. Januar 2018). Kaum eine von ihnen dürfte heute von sich sagen können, dass sie wegen ihrer deutschen Nationalität Anfeindungen ausgesetzt sei. Damals aber, nach Kriegsende und so manche Jahre danach, war die Lage noch anders, und es gehörte zweifelsohne eine gehörige Portion Mut dazu, sich an die Spitze einer Vereinigung stellen zu wollen, die den Namen “Deutscher Klub” trägt. Mut allein dürfte wohl kaum ausgereicht haben, einen solchen Verein ins Leben zu rufen, vor allem ihn auch erfolgreich am Leben zu erhalten, wenn es sich dabei nicht um zwei Persönlichkeiten gehandelt hätte, die auch von niederländischer Seite geachtet wurden. Es waren dies Pfarrer P. Kaetzke und Herr J.P. Grossmann.

 

Pfarrer Kaetzke kam bereits 1931 in die Niederlande, wo er zunächst einmal als Seelsorger in Haarlem und ab 1936 als Pfarrer der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Den Haag tätig war, in einem Amt, das er auch all die Kriegsjahre hindurch ausübte. Und gerade in dieser Zeit hat er sich für seine aufrechte und mutige Haltung auf niederländischer Seite große Achtung erworben. Als Militärpfarrer hatte er Zugang zu den Gefängnissen – niederländischen Geistlichen war dies untersagt – und so konnte er zahlreichen niederländischen Inhaftierten, insbesonders den Widerstandskämpfern, vielfach Hilfe bieten. Auch diente die Orgel in der Deutschen Evangelischen Kirche in Den Haag, mit Wissen von Pfarrer Kaetzke, wiederholt verfolgten Niederländern als Zufluchtsstätte.

Für seine Verdienste wurde Pfarrer Kaetzke im Jahre 1957 zum Offizier im Orden von Oranje-Nassau ernannt. Bereits im Jahre 1953 verlieh ihm Bundespräsident Theodor Heuss das Verdienstkreuz Erster Klasse, dem 1966 das grosse Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland folgte.

J.H. Grossmann, ein Industrieller aus Dresden, wurde kurz nach Kriegsende von niederländischer Seite darum ersucht, sein technisches Wissen bei der Industrialisierung des Landes zur Verfügung zu stellen. Viele Jahre leitete er einen Produktionsbetrieb. Über das erste Treffen zwischen Pfarrer Kaetzke und Herrn Grossmann ist folgende Anekdote erhalten geblieben.

 

Anlass für einen Besuch im Pfarrhaus war für Grossmann der Wunsch, ein Kind zur Taufe anzumelden. Nach anfänglichen Kontaktproblemen – Pfarrer Kaetzke hatte anfangs den Eindruck, einen in Not geratenen Landsmann vor sich zu haben und erwog, ihn mit einem kleinen Geldbetrag an der Tür abzufertigen – kam man doch ins Haus und so ins Gespräch. Nach dem formellen Teil stellte sich bei einem Glas Wein bei beiden der Wunsch heraus, miteinander regelmässig im Gespräch zu bleiben und dabei auch andere Deutsche einzubeziehen. Die Idee zu einem Klub war geboren. Normalerweise kommt ja erst die Geburt und dann die Taufe, bei uns im Klub war es umgekehrt!

 

Anfang der 50er Jahre trafen sich einige Deutsche in den Niederlanden mehr oder weniger regelmäßig zu typisch deutschen Aktivitäten wie Skat und Kegeln. Im Jahre 1953 wurde dann ein Kreis, bestehend aus den Herren Berns, Bruns, Grossmann, Kaetzke, Tillmann, Uebe und Übersezig mit dem Ziel ins Leben gerufen, “Den Deutschen Klub Den Haag” zu gründen, dessen Satzung am 5. August 1955 durch Königlichen Beschluss offiziell anerkannt wurde.

Die Jahresmitgliederversammlung am 28. Juni 2018 beschloss, dass der Klub wieder den bereits bis 2001 geltenden Namen Deutscher Internationaler Klub in den Niederlanden führen wird.